Im Herbst werden in den Schären Scherentiere gejagt. Der Hummerfang ist in Westschweden so populär wie in anderen Teilen des Landes die Elchjagd. Immer am ersten Montag nach dem 20. September beginnt um sieben Uhr die Hummersaison.
Das Hummerfischen ist an Schwedens Westküste ein weit verbreitetes Freizeitvergnügen und die „Hummerpremiere“ ein besonderer Tag im Kalender der Küstenbewohner. Schon im Morgengrauen kreuzen zahlreiche Boote zwischen den vielen Schäreninseln. Alle im Kampf um die besten Fangplätze. Mit Beginn der Hummersaison um 7 Uhr, werden die ersten Hummerreusen ins Meer geworfen. Nur wenige Stunden später, sieht man überall bunte Bojen an der Wasseroberfläche. An den Markierungen sind die Hummerfallen festgemacht. Ungefähr 9000 Hummerfischer gibt es in Schweden. Zwei Prozent betreiben die Fischerei beruflich. Alle anderen sind Hobby- und Freizeitfischer. Privatleute dürfen 14 Hummerkäfige auslegen, Berufsfischer bis zu 50.
Die Hummerkörbe werden in 5 bis 30 Metern Tiefe, an Stellen mit Stein- oder Felsengrund platziert. Dort hält sich das „schwarze Gold des Meeres“ am liebsten auf. Um die Hummer anzulocken, wird Fisch in die Körbe gelegt. Oft ist der Köder gesalzen, weil das Salz Krabben abschreckt und somit ungewünschter Beifang vermieden wird. Aber trotz gekonnter Platzierung und Präparierung der Reusen, gibt es keine Garantie, dass der Hummer auch in die Falle geht. Nicht selten finden sich nur Seesterne, Taschenkrebse und anderer Beifang in den Käfigen.
Hummer sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber in Hohlräumen und unter Steinen. Die Hummerkäfige werden deshalb meist abends ausgesetzt und am nächsten Morgen auf Beute kontrolliert. Das Hochholen des Korbes ist ein spannungsgeladener Ablauf. Mit einer Hakenkralle zieht der Fischer zunächst die Boje an sein Boot heran, greift dann nach der an ihr befestigten Leine und kurbelt schließlich über einen Seilzug die Reuse nach oben. Erst kurz vor der Wasseroberfläche lässt sich erkennen, ob der Korb auch mit einem Hummer gefüllt ist.
Junge Tiere, deren Rücken vom Kopfende bis zum Schwanzansatz kleiner als acht Zentimeter ist, müssen wieder freigelassen werden. So soll sichergestellt werden, dass sie die Geschlechtsreife erreichen, was ungefähr im Alter von sechs Jahren eintritt. Auch Eier tragende Weibchen müssen wieder über die Reling befördert werden. Fischer, die sich nicht daran halten, zahlen umgerechnet rund 1.600 Euro Strafe. Ausgewachsene Hummer sind ca. 25 – 50 cm lang und wiegen zwischen einem und drei Kilogramm. Sie können aber auch sehr viel größer und bis zu 80 Jahre alt werden, wenn sie vorher eben nicht im Kochtopf landen. Der größte Europäische Hummer (Homarus gammarus), der jemals gefangen wurde, war über einen Meter lang und wog 9 Kilogramm. Der größte amerikanische Hummer (Homarus americanus) war sogar mehr als doppelt so schwer.
Unabhängig von Größe und Gewicht ist mit Hummern nicht zu spaßen. Sie sind aggressiv und wenn die kleinen Biester zuschnappen, kann das richtig unangenehm werden. Außerdem neigen sie zu Kannibalismus, wenn sie sich nicht wie in freier Wildbahn gegenseitig aus dem Weg gehen können. Deshalb werden sie stets mit zusammengebundenen Scheren getrennt voneinander gelagert. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit lassen sie sich gut lebend transportieren. Tot würde ihr Fleisch, wie bei allen Krebsarten, innerhalb kürzester Zeit verderben. Deshalb werden Schalentiere immer lebend, vorgegart oder tiefgekühlt verkauft.
Schwedischer Hummer ist der beste der Welt
Die Küste von Bohuslän, zwischen Göteborg und der norwegischen Grenze, ist ein Eldorado für Hummerliebhaber. Gourmets und Gastronomen halten den westschwedischen Hummer für den besten der Welt. Er gilt als besonders aromatisch und das Fleisch als knackiger und zarter als beispielsweise das vom amerikanischen Artgenossen. Den einheimischen Fischern zufolge, liegt die hervorragende Qualität am nährstoffreichen Meer und am kalten Wasser, welches die Hummer langsam wachsen lässt.
Von Mai bis September herrscht Fangverbot
Der Kilopreis für frischen schwedischen Hummer pendelt zwischen umgerechnet 50 und 80 Euro. Dänischer Hummer ist etwas billiger, weil in Dänemark das ganze Jahr über Hummer gefischt werden darf. In Schweden soll sich die Population immer wieder ausreichend erholen können. Deshalb gilt nach dem 30. April ein Fangverbot. Amerikanischen Hummer gibt es tiefgekühlt schon ab ca. 20 Euro pro Kilo.
Hummer dürfen in Schweden nur von Schweden gefangen werden. Ausländische Touristen haben dennoch die Möglichkeit den Hummerfang live mitzuerleben. Während der Hummersaison werden überall in Westschweden sogenannte Hummersafaris angeboten, bei denen man mit einheimischen Fischern auf Hummerfang geht. Für die Fahrt auf den Fischkuttern bekommen die Safarigäste einen Overall, der eine Kombination aus Rettungsweste, Windschutz und wärmender Jacke ist. An den ausgelegten Bojen dürfen sich die Teilnehmer als Hummerfischer erproben und die Hummerreusen nach oben ziehen. Wieder an Land, werden die Safaris oft mit einem Hummeressen abgerundet. Auf den Tellern sind die selbst gefangenen Hummer dann aber nicht mehr dunkelviolett bis bläulich, sondern krebsrot.
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In einem alten Bootshaus nahe dem Küstenort Grebbestad, werden zu dem leuchtend roten Hummer Knäckebrot aus Seetang und lokal gebrautes Bier serviert. Die Gäste sitzen direkt am Wasser und genießen einen wunderbaren Ausblick auf die westschwedische Schärenlandschaft. „Everts Sjöbod“ heißt das kleine Familienunternehmen. Urlauber werden hier von den Karlsson-Brüdern in die Kunst des Hummerfangs eingeweiht. Grebbestad ist Schwedens Schalentiermetropole. 50% des schwedischen Hummers kommen aus dem kleinen Küstenstädtchen. Wer die delikaten Schalentiere verkosten möchte, hat in vielen Restaurants entlang der Westküste Gelegenheit dazu. Während der Hummersaison stehen in Westschweden nahezu überall Hummer-Menüs auf der Speisekarte.
Hummersafaris werden an vielen Orten entlang der Westküste angeboten. Informationen zu Veranstaltern und Angeboten gibt es auf der offiziellen Tourismusseite Westschwedens. Westschweden: Schalentiererlebnisse
Quellenangaben für verwendete Bilder:
Lobster: Henrik Trygg/imagebank.sweden.se | Lobster: Fredrik Broman/imagebank.sweden.se | Lobster Safari: Fredrik Broman/imagebank.sweden.se | Lobster pot: Jonas Ingman/vastsverige.com | Kokt hummer: Jonas Ingman/vastsverige.com | Lobster Safari: Jonas Ingman/vastsverige.com | Hauling lobsters pots: Jonas Ingman/vastsverige.com | Lobster safari on Bohuslän coast: Jonas Ingman/vastsverige.com